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Darum ist ProgrammiererIn ein echter Superjob

Von wegen nur was für Nerds! Programmierer haben einen verdammt coolen Job. Wir haben sechs von ihnen getroffen und uns erzählen lassen, was sie an ihrem Beruf toll finden.

Was müssen das eigentlich für Zauberer sein, die Computerprogramme erschaffen? Aus dem Nichts! Nur mit Buchstaben. Und plötzlich kann der Computer etwas völlig Neues. Scheinbar unzählbare kleine Elemente greifen ineinander und schaffen eine Illusion des reibungslosen Ablaufs. Zauberei? Nö! Ein Programm oder eine App zu konzipieren ist eigentlich nichts anderes als einen Stuhl zu bauen: Handwerk! Das man erlernen kann. Und Computer sind auch keine fremden oder gar komischen Geräte mit eigenen Regeln, sondern eben Werkzeuge. Die man (für sich) sinnvoll nutzen kann. Denn in der Welt des Code regiert die Logik, was den Umgang mit Fehlern und deren Analyse entsprechend einfach macht.

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Programmierer sind Mitbestimmer

Wir leben in Zeiten, in denen Technologie allgegenwärtig ist und Computerprogramme ein tägliches Werkzeug sind. Da verschafft einem die Fähigkeit, eine Programmiersprache zu verstehen, einen großen Vorteil: Statt sich von der Technik regieren zu lassen, muss man nur die richtige Sprache beherrschen, um den Spieß umzudrehen und zum Gestalter zu werden. Und so sollte es ja auch sein, denn eigentlich arbeitet die Technik, die wir Menschen entworfen haben, für uns Menschen. Wir sollten also unbedingt zu Mitbestimmern werden!

Aber wie wird man zum Mitbestimmer? ProgrammiererInnen wissen es! Sie lieben den Blick hinter die Kulissen, sind neugierig und finden Logik faszinierend.

Aber wie wird man zum Mitbestimmer? ProgrammiererInnen wissen es! Und deshalb haben wir sie gefragt. Was ihnen an ihrem Beruf Spaß macht, weshalb die Arbeit mit Code so kreativ ist. Und ob man unbedingt Informatik studieren muss, um ProgrammiererIn zu werden, wollten wir natürlich auch wissen. Also haben wir sechs von ihnen getroffen. Und eines können wir hier schon mal vorweg nehmen: Unsere Interviewpartner lieben den Blick hinter die Kulissen, sind neugierig und finden Logik faszinierend. ProgrammiererInnen machen spannende Sachen mit Code und haben fast ständig Grund, stolz auf sich zu sein. Klingt also nach einem echten Traumjob, oder? Stimmt! Also los:

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Marie (29): „Programmieren ist keine Magie“

Portrait Marie

Marie ist Programmiererin in einem Projekt des Prototype Fund.

„Ich habe zuerst Soziologie und Politikwissenschaften studiert. Im Rahmen der Snowden-Affäre hatte ich dann das Gefühl: Hier geht etwas an mir vorbei. Also habe ich begonnen, meine Mails zu verschlüsseln und bei den Rails Girls Berlin an Programmier-Workshops teilzunehmen. Als Stipendiatin des Rails Girls Summer of Code habe ich dann zum ersten Mal mit meiner Team-Kollegin etwas eigenes gebaut: Einen Twitterfeed, den man auf einer Webseite einbinden kann – der aber die Daten schützt. Als am Ende alles funktioniert hat, war ich superstolz. Vorher waren Computer etwas Fremdes, aber jetzt kann ich hinter die Kulissen schauen. Derzeit programmiere ich mit Förderung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung eine quelloffene Zyklustracking-App für die Menstruation, die die eingegebenen Daten der Nutzerinnen schützt. Ich habe auch Heart of Code mitgegründet, einen Hackspace für Frauen. Dort schaffen wir einen Raum, um Projekte umzusetzen. Beim Programmieren geht es ja immer darum, etwas umzusetzen. Da kann jeder etwas mit anfangen, egal in welchem Beruf man arbeitet oder ob man ein persönliches Projekt angeht. Das ist keine Magie.“

Was ist ein Hackspace?

Auch Hackerspace genannt, sind meist feste Räume, getragen von einem Verein, in dem sich die Mitglieder über Themen wie Technik oder Wissenschaft austauschen, aber auch gemeinsam Projekte angehen können. Marie beschreibt Heart of Code so: „Wir sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein in Berlin-Kreuzberg. Zu uns können Frauen kommen, die sich für Technik begeistern und etwas gestalten oder lernen wollen.“

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Wolfgang (59): „Ich mag es, hinter die Kulissen zu schauen“

Portrait Wolfgang

Wolfgang ist Entwicklungsleiter bei Südwest-Elektronik.

„Mein erstes Programm schrieb ich in den frühen 1980ern als Student an der Uni in Assembler, damals ging es um die Synchronisation einer Kamera, um damit zweieinhalbdimensionale Bilder zu erstellen. Das heißt, dass die Bilder zwar flach waren, aber die Höheninformationen trotzdem gespeichert werden. Als ich das Programm fertig hatte und es genau das machte, was es sollte, war ich schon ziemlich stolz! Ich mag es, hinter die Kulissen zu schauen und überlege gerne, welche Logik hinter einem Programm steckt. Software zu schreiben hat für mich zwei Seiten: Einerseits gibt es da den handwerklichen Aspekt. Auf der anderen Seite muss man auch viel nachdenken.

Alle Programmiersprachen haben strenge Regeln. Daher finde ich sie einfacher zu lernen als eine Fremdsprache. Denn bei Programmiersprachen findet man immer die gleichen Elemente. Wenn man jemand ist, der gerne strukturiert denkt, hat man es wahrscheinlich einfacher. Heute ist es auch ein bisschen leichter, programmieren zu lernen, weil es viele Scriptsprachen gibt, die das Programmieren durch eigene Bibliotheken, also eine bereits integrierte Sammlung von häufig genutzten Funktionen, vereinfachen.“

Was sind Assembler?

Assembler ist eine Sammelbezeichnung für Programmiersprachen der zweiten Generation, die meist auf bestimmte Prozessoren ausgerichtet sind. Statt einen Prozessor direkt in Zahlencodes zu programmieren (wie das in den Maschinensprachen der ersten Generation ist), gibt man Textbefehle (z.B. „Move“, „Print“ etc.) ein. Assemblersprachen sind im Vergleich zu modernen Programmiersprachen der dritten Generation recht schwer zu lernen.

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Kerstin (53): „Programmieren ist nicht viel anders als einen Schrank zu bauen“

Portrait Kerstin

Kerstin ist Dozentin im Frauencomputerzentrum Berlin e.V.

„Nach meiner Ausbildung zur Tischlerin landete ich Mitte der Achtzigerjahre in Berlin. Damals habe ich eine Umschulung zur Kommunikationselektronikerin gemacht und jobbte in einem Computerladen, wo ich Hardware installiert und Computer eingerichtet habe. Das hat mir Spaß gemacht, da habe ich gemerkt: So etwas will ich machen! Das war mein Einstieg. Später, in den Neunzigerjahren, habe ich dann den Boom der Internetindustrie miterlebt. Ich arbeitete zusammen mit einer Bekannten in einer Agentur, dort haben wir Webseiten und kleinere Programme gebastelt. Später entwickelte ich dann verschiedene E-Learning-Anwendungen, unter anderem auch Joomla-Kurse.

Dieser Blick hinter die Kulissen war für mich immer der spannendste Teil meiner Arbeit. Und so langsam eine Webseite wachsen zu sehen, das macht einen schon ein bisschen stolz. Am Ende des Arbeitstages hat man beim Programmieren etwas erschaffen. Das ist nicht viel anders, als einen Schrank zu bauen. Heute gebe ich Kurse und Fortbildungen im Frauencomputerzentrum Berlin e.V. Dort bringe ich Frauen, die wieder in den Beruf einsteigen wollen, Grundlagen im Umgang mit Computern und dem Internet bei.“

Wie programmiert man Webseiten?

Kerstin erzählt: „Als ich angefangen habe, programmierte man Webseiten noch statisch, mit HTML oder Javascript. Heute passiert das mit dynamischen Datenbanken und Benutzerschnittstellen, von denen Wordpress oder Typo3 die bekanntesten sind. Zusammengefasst werden diese Programme unter dem Begriff Content-Management-System (CMS).“

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Robert (35): „Logisches Denken! Das fasziniert mich am Programmieren“

Portrait Robert

Robert ist Geschäftsführer der Online-Agentur q23.Medien.

„Ich habe mir das Programmieren in meiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann selbst beigebracht. Mein Chef ermunterte mich damals und dann legte ich einfach los – völlig ohne Schulung oder Tutorial. Damals habe ich Zeitschriften für den Commodore C64 gelesen. Da wurden Programmcodes für kleine Anwendungen abgedruckt, die habe ih in meinen Computer getippt und mich so mit der Sprache vertraut gemacht. Beim Programmieren geht immer darum, das Problem zu erkennen und nach einer Lösung zu suchen. Logisches Denken! Das fasziniert mich daran. Wenn ein Fehler passiert, liegt das meist nicht am Computer, sondern ist dann ein Schussel- oder Logikfehler des Menschen. Analytisch an Fehler heranzugehen, verschiedene Faktoren zu ändern, Prozesse dadurch zu optimieren – das ist sehr befriedigend. Diese Herangehensweise hat sich definitiv auch auf meine ganzheitliche Art zu denken ausgewirkt. Ich glaube, eine Programmiersprache zu verstehen, ist heute so wichtig wie früher Englisch zu sprechen. Und die gute Nachricht ist: Man kann schon mit 13 oder auch erst mit 70 Jahren programmieren lernen. Da gibt es keine Grenze.“

Was ist eigentlich Programmieren?

Auch wenn es einem manchmal so vorkommt: Programmierer sind gar keine Zauberer! Und total verkopfte Nerds sind sie auch nicht. Ihr Job ist es, Programmcodes in einer Programmiersprache zu schreiben. Wenn man so will, beherrschen sie eine Fremdsprache – die Sprache der Computer. Sie ist ihr Handwerk, das Programmierer beherrschen müssen. Der eingegebene Code wird dann vom Prozessor eines Computers interpretiert und führt anschließend die abgefragten Befehle aus. So werden beispielsweise komplexe Simulationen gestartet.

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Nina (37): „Mädchen sollten Softwareentwicklung als einen interessanten Job sehen!“

Portrait Nina

Nina ist Softwareentwicklerin und -Beraterin bei Thougthworks.

„Das mit dem Programmieren hat bei mir erst spät angefangen, nach meinem Studium der Geschichte und Politik sowie den ersten Jobs. Durch meine Arbeit als Online-Redakteurin hatte ich häufig Berührung mit Code. Ein Workshop der Rails Girls Hamburg hat mich dann ermutigt, richtig Programmieren zu lernen. Dadurch habe ich meinen ersten Job bei einem Start-Up bekommen. Anfangs hatte ich nicht das Gefühl, dass ich viel konnte, aber der Chef hatte Vertrauen in mich.

„Für mich ist Programmieren Teamarbeit, das Klischee vom einsamen Programmierer stimmt einfach nicht.“

Für mich ist Programmieren Teamarbeit, das Klischee vom einsamen Programmierer stimmt einfach nicht. Ich arbeite beispielsweise immer mit einer Kollegin zusammen, so können wir uns über unseren Programmcode austauschen. Mir macht es Spaß, guten Code zu schreiben, alles sinnvoll strukturiert und verständlich zu programmieren. Ich habe immer im Hinterkopf: Für wen baue ich das eigentlich? Deshalb versuche ich, mich in andere Rollen und Perspektiven hinein zu versetzen. Ich finde es wichtig, eine Vielzahl an Sicht- und Denkweisen auch im Entstehungsprozess eines Programms zu repräsentieren. Dazu brauchen wir mehr Vielfalt in den Programmierteams. Deshalb sollten zum Beispiel viel mehr Mädchen Softwareentwicklung als einen interessanten Job sehen. Ich dachte lange: das ist nichts für mich. Heute finde ich das sehr schade.“

Wie wird man Programmierer?

Man muss nicht unbedingt Informatik studiert haben, um ein guter Programmierer zu werden. Denn unsere Interviewpartner sind alle auf mehr oder weniger kurvigen Wegen zu ihrer Arbeit mit Code gekommen. Natürlich bietet auch der Weg über ein Informatikstudium die Möglichkeit, als Programmierer zu arbeiten. Aber daneben gibt es auch Workshops, Kurse oder Internetvideos, mit denen man sich heutzutage die Grundzüge einer Programmiersprache selbst beibringen kann. Dafür braucht man wenig mehr als Neugier und ein bisschen Verstand, wie unsere Interviewten erzählen.

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Mareile (21): „Programmieren ist für mich auch eine Form der Unabhängigkeit“

Mareile macht eine Ausbildung zur Mediengestalterin digital.

„Gerade mache ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin. Mein Ziel ist es, später einmal Kommunikationsdesign zu studieren – dafür ist die Ausbildung eine gute Voraussetzung. Ich finde den Gedanken schön, dass ich etwas mache, was die Menschen erreicht; zum Beispiel ein Plakat oder eine gut gestaltete User Experience. Momentan arbeite ich hauptsächlich mit Gestaltungssprachen wie HTML und CSS, später werde ich noch mit Javascript konfrontiert. Darauf freue ich mich, weil ich es cool finde, diese technische Seite kennenzulernen. Als ich das erste Mal auf einer Webseite mit CSS ein Logo eingebaut habe und das problemlos dargestellt wurde, war ich schon stolz.

Fotocredit: Carolin Ubl
Fotocredit: Carolin Ubl

Letztlich ist das Programmieren für mich auch eine Form der Unabhängigkeit – ich möchte selbst etwas ändern können. Außerdem hilft es immer, wenn man weiß, was technisch möglich ist und was nicht. Am Anfang dachte ich: Programmieren lernt man nicht, das kann man. Aber jetzt lese ich schon den Code einer Webseite wie ein Buch und kenne mich besser aus als zu Beginn der Ausbildung. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht. Heute ist es ein bisschen einfacher, Programmieren zu lernen, denn Technik ist viel gegenwärtiger. Ich finde das toll: Je einfacher es ist, in diesen Bereich reinzukommen, desto mehr Menschen – vor allem Frauen – haben die Möglichkeit, Programmieren zu lernen.“

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