M Kleeberger Julia

Meinung

Los geht das kreative Bildschirm-Abenteuer

Screen-Zeit im Kinderzimmer muss nicht nur daddeln bedeuten. Julia Kleeberger ist Expertin für lebenslanges Lernen. Sie bestärkt Jung und Alt, das Digital-Universum kreativ zu nutzen.

Durch Corona und Quarantäne ist die Screen-Zeit in deutschen Kinderzimmern erheblich gestiegen. Auch ich weiß, was es bedeutet, wenn die eigenen Kinder zwei Wochen lang nicht vor die Haustür dürfen und jeglicher direkter Kontakt zu Freund:innen untersagt ist. Dass Tablet und Co damit eine gesteigerte Aufmerksamkeit erfahren, ist nahezu unausweichlich. Dass die Geräte dabei aber auch jede Menge kreatives Potenzial bieten, ist weniger bekannt.

Um euren Kindern dieses mächtige kreative Universum zu eröffnen, braucht ihr keine Elektro-Ingeneurin sein oder IT studiert haben. Es genügt eine gute Portion Neugier und Lust, Neues zu lernen. Schon kann’s losgehen:

Schritt 1: Recherchieren. Vorlieben priorisieren. Loslegen.

Um zu beginnen, muss man natürlich wissen, wie man anfängt. Mir hilft es in solchen Situationen, mich erstmal ins Thema einzulesen. Es gibt wunderbare, kollaborative und kreativitätsfördernde Software-Umgebungen, die es ermöglichen eigene Computerspiele zu gestalten, interaktive Geschichten zu erfinden und ganze Welten zu erschaffen – und so den Computer kreativ zu nutzen. Scratch, Minecraft oder Co.Spaces sind nur drei Beispiele von kostenfreien Softwaresystemen, in denen ihr gemeinsam bauen, spielen und programmieren könnt.

Ihr müsst sie nicht studiert haben, um loslegen zu können. Sucht euch einfach eine Software aus und fangt an. Dr. Julia Kleeberger

Wenn ihr nach diesen Begriffen im Internet sucht, werdet ihr schnell merken, dass es unheimlich viel Literatur dazu gibt – und zahlreiche weitere Softwareprogramme. Daher mein Tipp: Ihr müsst sie nicht studiert haben, um loslegen zu können. Sucht euch einfach eine Software aus und fangt an. Am besten lernt ihr nämlich durch’s Machen.

Schritt 2: Gemeinsam machen. Lernen. Weitermachen.

Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, eure Kinder einzubeziehen. Setzt euch gemeinsam an den Küchentisch, öffnet eine Software, die ihr ausprobieren wollt und fangt an: spielt, programmiert und baut. Stellt Fragen und findet gemeinsam die Antworten. Denn wie jede gute Software, arbeitet ihr bei den Projekten am besten zusammen. (Wenn euch dieses Miteinander näher interessiert, lest gern tiefer zum Thema pair programming.)

Ihr werdet schnell merken, dass es Stellen gibt, an denen ihr stockt und nicht weiter wisst, eure Kids aber eventuell die Ideen haben – oder auch umgekehrt. Geht einfach zusammen auf Entdeckungsreise und lasst euch auf das spannende kreative Bildschirm-Abenteuer ein.

Schritt 3. Austauschen. Lernen. Weitermachen.

Wenn ihr euer erstes Projekt fertig habt, dann teilt es direkt mit euren Bekannten und tauscht euch mit anderen aus. Kollaborative Software-Lösungen erlauben es, dass ihr das Ergebnis anderen zur Verfügung stellt und diese damit weiterarbeiten, das Projekt verändern und erweitern können.

Begebt euch auch selbst auf die Suche nach anderen Projekten, an denen ihr weiterbauen und lernen könnt. Ihr werdet merken, das Internet ist voll davon! Im Handumdrehen habt ihr ein paar wunderbare, kreative Stunden als Team verbracht. Ganz nebenbei habt ihr spielerisch digitale Gestaltungskompetenzen entwickelt.

Vor allem aber habt ihr eure Kids (und euch) in der Selbstwirksamkeit gestärkt: gemeinsam etwas Neues kreieren zu können, bei dem Kreativität entfaltet wird. Und damit nicht genug, die Kinder besitzen nun die Motivation und das Know-How, selbstständig weiterzumachen.

Gemeinsam für ein besseres WIR.

So sehr ich mich darüber freue, dass ich meinen corona-genervten Kindern damit ein paar abwechslungsreiche und zugleich lehrreiche Stunden bescheren konnte, bewegt mich auch der Gedanke, dass eventuell an dem Küchentisch zwei Häuserblocks weiter den Kindern dieser Zugang verwehrt bleibt. Umso wichtiger ist es für mich, diese Erfahrungen zu teilen und noch mehr Menschen zu motivieren, einfach zu machen: Gemeinsam für ein besseres WIR.

Dr. Julia Kleeberger

Unsere Autorin Dr. Julia Kleeberger ist mit ihrer Partnerin Franzi Schmid Gründerin und Geschäftsführerin des gemeinnützigen Unternehmens Junge Tüftler:innen und der kostenfreien Lernplattform TüftelAkademie.

Im Fokus ihrer Arbeit steht das lebenslange Lernen mit starkem Bezug zu digitalen Werkzeugen anhand eines spielerischen Ansatzes (playful learning), um Menschen zur aktiven Teilhabe in einer digitalen Gesellschaft zu befähigen.

Fotocredits: Andi Weiland

M Kleeberger Duden Gemeinsam Tuefteln


Mit Franzi Schmid und ihrem Team hat Julia im Herbst 2021 das Buch Gemeinsam Tüfteln statt einsam glotzen. Clevere Experimente für Kinder und Eltern herausgegeben.

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