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Interview

„Klar kann ich programmieren!“

Sänger, Klickmillionär und Mädchenschwarm Lukas Rieger (18) hat sich Coding beigebracht, um seine Karriere in den sozialen Netzwerken zu beflügeln. Uns hat er außerdem erzählt, warum Facebook nur noch was für Erwachsene ist, wie er seinen Großeltern erklärt, was er im Internet treibt und weshalb er nach seinem Smartphone süchtig ist.

Treffen mit dem Mädchenschwarm: Unsere Autorin Kira traf Lukas Rieger in Berlin-Kreuzberg.
Treffen mit dem Mädchenschwarm: Unsere Autorin Kira traf Lukas Rieger in Berlin-Kreuzberg.

Er ist der Star in den sozialen Medien. Lukas Rieger folgen knapp zwei Millionen Leute bei Instagram, bei YouTube erreicht er etwa 500.000 Abonnenten. Angefangen hatte für den heute 18-Jährigen alles bei The Voice Kids. Er flog bei der Castingshow raus – und machte weiter. Gerade erschien sein Buch „Der Lukas Rieger Code“, in dem er erzählt, wie der Aufstieg über die sozialen Medien gelingen kann. Das wollten wir genauer wissen und trafen ihn zum Gespräch.

Dein Buch ist gerade erschienen. Wie war es, mit erst 18 Jahren die eigene Biografie aufzuschreiben?

Es ist keine klassische Biographie, wie man sie von Erwachsenen kennt, die auf ihr Leben zurückblicken. Aus dem Buch kann man sich Ideen und Ratschläge ziehen, wenn man wie ich Musik machen will oder in den sozialen Netzwerken unterwegs ist. Ich erkläre auch, warum ich Instagram, Snapchat und Facebook wie nutze.

Also eher ein Ratgeber?

Irgendwas dazwischen. Und um deine erste Frage zu beantworten: Ich bin schon stolz und auch aufgeregt. Schließlich mache ich ja eigentlich Musik – und dann auch noch erscheint ein Buch von mir. In den Buchhandlungen stehen jetzt sogar lebensgroße Pappaufsteller von mir.

Du lebst sehr öffentlich, postest deine Fotos auf Instagram und deine Videos auf YouTube. Macht man sich da nicht auch angreifbar?

Auf jeden Fall, Kritik ist im Internet ein großes Thema. Es ist ja ein leichtes, unter einen Post zu schreiben, wie doof man das alles findet. Als ich angefangen habe mit Social Media, war das schon kränkend. Vor allem deshalb, weil es so ungewohnt war, von Fremden verbal angegriffen zu werden. Aber ich habe mit der Zeit gelernt, damit umzugehen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, ich würde sogar von Lehrjahren sprechen.

Und jetzt hast du genug Selbstbewusstsein und steckst das locker weg?

Auch heute ist es noch nicht toll, so etwas zu lesen. Aber die negativen Kommentare sind nun einmal da. So, wie hier eine Vase auf dem Tisch steht oder ein Bild an der Wand hängt. Es wird sie immer geben, sie gehören einfach dazu. Die Entscheidung liegt bei mir, ob ich darauf eingehe oder nicht. Wenn ich mich auf sie einlasse, verschenke ich meine Energie an etwas Negatives.

„Wenn ich mich auf die Kommentare im Internet einlasse, verschenke ich meine Energie an etwas Negatives.“ Lukas Rieger

Wie erklärst du eigentlich deinen Großeltern, was du täglich im Internet treibst?

Wenn ich mit meinem Opa darüber spreche, darf ich Fachbegriffe wie posten oder sharen nicht sagen. Für ihn lade ich ein Foto auf einer Plattform im Internet hoch. Und auch Snapchat oder Instagram führen zu weit. Internet reicht völlig aus, das ist schon genug für ihn. Oma und Opa denken, dass ich jemand bin, der Musik macht und sie ins Internet stellt.

Kannst du Eltern verstehen, die genervt sind, weil ihre Kinder das Smartphone sogar beim Essen nicht mehr aus der Hand legen?

Total! Als ich mit Social Media angefangen habe, war ich schon der Meinung, dass ich mein Handy auch am Tisch dabeihaben kann. Mein Motto war: Ist doch egal, ich bin nebenbei am Handy und kriege trotzdem alles mit. Aber mittlerweile kann ich sehr gut verstehen, wie sich andere dabei fühlen, wenn man nie richtig anwesend ist. Heute lege ich mein Handy beim Essen weg. Und wenn ich bei meinen Eltern zu Hause bin, lasse ich das Telefon in meinem Zimmer.

Bist du süchtig nach deinem Smartphone?

Ja, denn wenn ich es nicht bei mir habe, fühle ich mich, als würde etwas in meinem Leben fehlen. Wahrscheinlich ist es wie bei Rauchern, die ihre Zigarette brauchen, um sich zu entspannen. Ich schaue dann halt auf Snapchat, was da gerade für Stories sind. Das Schlimme ist: Du schreibst mit dem Smartphone ja nicht nur Nachrichten, du kannst dir auch permanent angucken, was deine Leute so machen. Früher habe ich vor dem Schlafengehen eine Runde „Galileo“ geschaut – jetzt gucke ich in den sozialen Medien, was los ist. Und mit je mehr Leuten man vernetzt ist, desto mehr passiert. Es ist verrückt – im guten wie im schlechten Sinne. Das Telefon ist wie eine andere Welt.

Deine Fans erwarten, dass du dich im Netz zeigst und auch auf ihre Nachrichten antwortest.

Ich bin den ganzen Tag damit beschäftigt, die verschiedenen Kanäle zu bespielen und meine Fanpost zu beantworten. Das zehrt an den Kräften. Abends denke ich manchmal: Ich habe heute ja gar nichts gemacht. Dabei ist es für den Kopf sehr anstrengend, in den sozialen Medien präsent zu sein. Es ist halt mein Job.

Wie fühlt es sich an, offline zu sein?

Das habe ich neulich mal für fünf Tage ausprobiert, weil mir alles zu viel wurde. Ich saß am Tisch und wollte aus Gewohnheit mein Essen fotografieren, wollte gerade Snapchat aufmachen. Dann ist mir eingefallen, dass ich ja offline bin. Bei mir geht das alles schon automatisch, es gehört einfach zu meinem Tagesablauf. Wenn ich morgens aufwache, schaue ich erst mal, wer mir geschrieben hat. Wenn ich abends schlafen gehe, schaue ich noch mal aufs Handy. Es liegt immer neben mir.

Wie schaffst du es, das Smartphone auch mal wegzulegen?

Ich denke mir: Jetzt frühstückst du und konzentrierst dich aufs Essen! Ich habe für mich gemerkt, dass ich esse, esse, esse, wenn ich aufs Handy schaue – und dabei gar nicht mitbekomme, was ich da überhaupt zu mir nehme und wie es schmeckt. Am Ende geht es um eine halbe Stunde, in der man mal nicht aufs Telefon schaut. Da wird schon keine lebenswichtige Nachricht ankommen. Ich lasse es in der Zeit einfach aufladen, dann hat man auch wieder einen vollen Akku.

Du bist auf allen relevanten Plattformen vertreten. Wie wichtig ist Facebook für dich?

Das ist super im Connecten mit den Eltern meiner Fans. Denn die Erwachsenen sind bei Facebook, ihre Kids nicht mehr. Wenn die Eltern eine Frage haben, schreibe ich ihnen zurück. Sie wollen zum Beispiel wissen, wann ich wieder in ihrer Stadt bin oder um welche Uhrzeit das Konzert beginnt. Die Chance, dass ich antworte, ist viel größer, als wenn mir jemand so bunsinessmäßig eine Mail schreibt.

Und was ist mit Instagram?

Instagram ist wie Facebook, nur kompakter. Warum sollte man Facebook dann noch zusätzlich verwenden? Facebook war jahrelang die Plattform Nummer eins für mich. Es war das coolste der Welt, dabei zu sein. Aber das ist irgendwie vorbei. Instagram ist jetzt das wertvollste Netzwerk.

Hinter all diesen Netzwerken stecken Codes. Kennst du dich mit Programmieren aus?

Klar kann ich programmieren! Als ich mit der Musik angefangen und meine Songs bei YouTube hochgeladen habe, bekam ich viele negative Kommentare. Um die wieder wettzumachen, habe ich mit Programmieren begonnen und mir alles selbst beigebracht. Ziel war es, ein Programm zu schreiben, das selbst positive Kommentare generiert.

Das klingt ambitioniert.

War es auch. Ich habe mir einen Mac gekauft und rund um die Uhr getüftelt. Es war eine crazy Zeit. Nach der Schule, abends, nachts – immer saß ich am Rechner. Ich habe auf meinem Zimmer gegessen und getrunken, meine Eltern haben mich da gar nicht mehr rausbekommen. Und Fußball spielen war ich auch nicht mehr. So sehr hat es mich genervt, dass die Leute meine Videos runtergemacht haben. Ich wollte um jeden Preis, dass es auch positive Reaktionen gibt und war völlig verrückt danach, das Problem zu lösen.

„Nach der Schule, abends, nachts – immer saß ich am Rechner und programmierte an meinem Tool.“ Lukas Rieger

Kannst du erklären, wie dein Programm funktioniert hat?

Ich konnte ja schlecht für jeden guten Kommentar einen eigenen Account erstellen, das hätte viel zu lange gedauert. Also habe ich mir ein Tool ausgedacht, damit es schneller geht. Musste dabei aber natürlich aufpassen, dass es nicht zu auffällig ist. Das von mir geschriebene Programm konnte am Ende von anderen Youtube-Konten Kommentare kopieren und unter meine Videos posten.

Hat es dir Spaß gemacht, dich da so intensiv reinzufuchsen?

Sehr viel sogar, sonst hätte ich das nicht so lange durchgehalten. Ich war wie festgenagelt in meinem Zimmer. In meinem Buch gibt es auch ein Kapitel darüber. Es heißt „Fake it until you make it.“ Heute hätte ich so etwas natürlich nicht mehr nötig. Aber ich kann dazu stehen, so angefangen zu haben.

Lukas Rieger

Lukas Riegers zweites Album erscheint im Februar, dann geht er auch auf Tour. Sein Buch „Der Lukas Rieger Code“ erschien Anfang August im Verlag HarperCollins (18,00 Euro).

Der Lukas Rieger Code Ck
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