Für uns Erwachsene gibt es drei Millionen Argumente, weshalb Kinder nichts mit Smartphone und Tablet am Hut haben dürfen: Die sollen an der frischen Luft toben und auf Bäume klettern! Wo kommen wir denn da hin, wenn eine ganze Generation Chips essend auf dem Sofa rumlungert und daddelt?! Die werden alle zu unkommunikativen Wesen und finden sich im analogen Leben nicht zurecht! Der wohl schwerwiegendste Grund, sein Kind so lange es geht von allem Digitalen fernzuhalten, ist aber der: Weil wir selbst vorwiegend passive Nutzer sind und uns das nicht für unsere Kinder wünschen.
Dabei vergessen wir, dass unsere Kids Digital Natives sind – also Menschen, die auf die Welt kamen, als es Digitalität schon längst gab. Sie nehmen ihre angeborene Neugierde und ihren Gestaltungswillen einfach ins Internet mit. Während wir Großen noch lernen, wie man bei Instagram eine Story erstellt, programmieren die Kleinen völlig selbstverständlich einen Roboter. Sie wachsen mit diesen unendlichen Möglichkeiten auf.
Start-up-Mentalität: Kinder scheitern, stehen auf und probieren es wieder
Wir vom Coding Kids Magazin kommen täglich mit Programmen, Apps, Games, Tutorials und Robotern in Berührung und sind manchmal richtig baff, welche tollen Angebote es mittlerweile für Kinder gibt. Junge Menschen können sich heute selbstständig die Grundlagen des Codens beibringen, sich mit Games wichtige Kompetenzen für ihre Zukunft aneignen oder einen Spielzeugroboter durch die Wohnung schicken. Das sind Gestaltungsmöglichkeiten, die wir heutigen Erwachsenen in unserer Kindheit nicht hatten.
Großartige Erfahrung: Selbstwirksamkeit spüren
Ja, Bildschirme sind reizvoll für Kids. Denn immer dann, wenn man selbst gestalten kann, wenn sich dieses schöne Gefühl der Selbstwirksamkeit in einem breit macht, will man mehr davon. Kids haben also nicht ohne Grund ein anderes Mindset gegenüber Technologien als ihre Elterngeneration. Weil sie diese aktiv und gestaltend nutzen.
Wer einmal eine Gruppe Siebtklässler erlebt hat, wie sie mit Begeisterung aus Müll und Schrotteilen kleine Roboter mit Motor baut und diesen auch noch so programmiert, dass er durch den Raum fährt, ist – wie wir – restlos überzeugt. Mit wie viel Verve, Teamgeist und Kreativität sich Schüler auf ihre Ideen stürzen! Und wie sie dann in den Flow kommen, weil sie sich voll konzentriert der digitalen Tüftelei widmen. Kinder sind neugierig, wollen gestalten, ausprobieren, erfinden. Sie träumen groß, scheitern, stehen auf und probieren es wieder von vorne. Jedes Kind ist so etwas wie ein Mini-Start-up.
Kids haben also nicht ohne Grund ein anderes Mindset gegenüber Technologien als ihre Elterngeneration. Weil sie diese aktiv und gestaltend nutzen.
Deshalb ist der elterliche Impuls, Kinder fern von allem Digitalen zu halten, nicht zeitgemäß. Weil es so verdammt gute Apps, Spiele und Programme gibt. Beispielsweise „Hopscotch: Make Games“. Mit der App programmieren Kinder ab acht Jahren in kürzester Zeit eigene Spiele. Über 26 Millionen Games sind schon entstanden, die man sich anschauen und spielen kann. Und das in einer sicheren Umgebung. Dieses Angebot ist nur eines von vielen, mit denen Kinder zu Entwicklern und Gestaltern werden.
Die Chancen entbinden nicht von der digitalen Fürsorgepflicht
Keine Frage, Kinder sollen hüpfen, rennen, klettern. Sie müssen mit den Händen schreiben lernen und die Erfahrung machen, wie schön es ist, sich in einem Buch zu verlieren. Im Jahr 2018 sollen Kinder aber auch digital tüfteln dürfen. Weil sie die Gelegenheit bekommen müssen, heute schon das Morgen zu gestalten. Die Balance muss stimmen. Und auch das Alter. Kleinkinder haben vor dem Bildschirm eher nichts verloren. Und klar sollte auch sein, dass wir Großen auch hier die Vorbilder sind und die Kleinen nicht allein lassen dürfen mit Smartphone, Tablet und Internet. Hier besteht eine (digitale) Fürsorgepflicht. Wenn das alles geklärt ist: Feuer frei fürs digitale Tüfteln. Es hat sich so viel getan in den letzten Jahren und es geht rasant weiter – lassen wir unsere Kinder die Zukunft gestalten.