Check

Bringt’s das? Neuron

Elektronische Bausteine, die sich zu kleinen und großen Erfindungen zusammenstecken sowie programmieren lassen. Der Makeblock Neuron im „Bringt’s das“-Test.

Bringt’s das? Der Produkt-Steckbrief

Zahllose Produkte werben in der digitalen Welt um Aufmerksamkeit. Doch welche Bastelsets, Apps oder Roboter für Kinder und Erwachsene sind ihren Preis wert? Coding Kids verschafft den Überblick.

Was verspricht der Hersteller?

Makeblock, ein im asiatischen Raum gestarteter Anbieter für Hard- und Software im Bereich der MINT-Bildung, der mittlerweile auch in Europa an Bekanntheit gewinnt, bewirbt seinen Neuron als eine Plattform für elektronische und programmierbare Bausteine.

Sie sind speziell für die MINT-Bildung konzipiert und bestehen aus einer Vielzahl von Modulen, die sich zusammenstecken und dann über eine App programmieren lassen. Programmiert wird unter anderem nach dem Flow-Prinzip, so dass auch Einsteiger einen schnellen Zugang finden.

Neben den Bausteinen gibt es verschiedene Themenboxen und analoge Materialien für Projekte verschiedener Altersstufen, sowie für den Unterricht in Schulen.

Ok, und was ist es wirklich?

Die Bausteine sind tatsächlich schön bunt, interessant gestaltet und wecken Interesse, sie durch Zusammenstecken zu neuen Gebilden zu kombinieren. Das Steckprinzip ist kinderleicht. Die magnetischen Verbindungen halten ausgezeichnet, aber sind trotzdem einfach zu lösen. Die Magnete verhindern zudem, dass Elemente falsch zusammengesteckt werden können.

Die Bausteine selbst sehen etwas fragiler aus als zum Beispiel Motoren oder Sensoren eines LEGO Mindstorms EV3 oder anderer Robotik-Sets. Unserer Einschätzung nach ist etwas Vorsicht bei der Handhabung angebracht. Einen normalen Sturz überstehen die Elemente aber höchstwahrscheinlich trotzdem.

R Neuron Bausteine

Beim Öffnen der Verpackung sind die Bausteine gut verpackt in einem schaumstoffähnlichen Material und präsentieren sich übersichtlich und gut geschützt.

Makeblock bietet verschiedene Varianten des Neurons an: Es gibt das Artist Kit, Explorer Kit, Inventor Kit und das Creative Lab Kit. Alle mit unterschiedlichen Bausteinen, variierenden Mengen und auf das jeweilige Thema des Kits angepasste zusätzliche Materialien.

Letztere werden zum Beispiel genutzt, um aus Pappe Gitarren, Klaviere, Fahrzeuge oder sonstige Gebilde zu konstruieren. Diese Konstruktionen dienen dazu, verschiedene Anwendungsfälle zum Neuron vorzuführen. Zum Beispiel wie verschiedene Elemente eines Klaviers gesteuert werden können. Durch die verschiedenen Bausteine sind der Fantasie daher keine Grenzen gesetzt. Der große Pluspunkt ist, dass die Bausteine so kombiniert werden können, dass eigene Ideen zum Leben erweckt werden.

R Neuron Konstruktion

Dieser Artikel ist durch die Recherche mit dem sogenannten Neuron Science Lab Kit entstanden, welches einen erweiterten beziehungsweise veränderten Funktionsumfang zu den anderen Kits bietet. Unseren Informationen nach ist das Science Lab Kit nicht regulär käuflich zu erwerben, sondern wurde beim Start vom Neuron im Rahmen der Kickstarter-Kampagne herausgegeben, als ein bestimmter Meilenstein erreicht wurde. Trotzdem funktioniert das Kit noch mit der aktuellen App. Das ist vorbildlich und nicht bei allen Herstellern selbstverständlich.

Die Auswahl der Apps, mit denen die Neuron-Bausteine programmiert werden können, ist sehr gut. Insbesondere die Tatsache, dass unterschiedliche Programmierprinzipien zur Auswahl stehen, macht den Makeblock Neuron vielseitig einsetzbar – nicht nur bezogen auf die Ideen, die sich umsetzen lassen, sondern auch bezogen auf die Zielgruppen.

Es stehen Apps für iOS und Android zur Verfügung, ebenso wie die mBlock 5-Anwendung für Windows und macOS. Für das Neuron Explorer Kit gibt es zusätzlich eine Erweiterung für Swift Playgrounds, die für iPads entwickelt wurde.

Wie funktioniert es?

Wie bereits kurz angedeutet, kann der Makeblock Neuron auf verschiedene Arten programmiert werden. In Swift Playgrounds auf dem iPad in der funktionalen Programmiersprache Swift von Apple. Darin eingebettet sind Anweisungen und Aufgaben, erfreulicherweise auf Deutsch, um Schritt für Schritt die Neuron Bausteine zum Leben zu erwecken. Diese Art der Programmierung ist für Anfänger geeignet. Das Ziel sollte aber die textuelle Programmierung sein, denn Swift ist eine textbasierte Programmiersprache.

R Neuron Screen Swift Playgrounds

Auf dem PC oder Mac, mit mBlock 5, lassen sich Neuron-Programme primär in einer Scratch ähnlichen Oberfläche programmieren. Zusammengefasst bedeutet das eine Programmierung mit grafischen Blöcken – von oben nach unten und unterstützt durch eine vereinfachte Programmierumgebung und farbige Programmier-Blöcke.

Diese Art der Programmierung ist ebenfalls für Anfänger geeignet und hat den Vorteil, dass ein Wechsel von einer anderen, visuellen Programmiersprache recht mühelos gelingt. Ein weiterer Vorteil von mBlock 5 ist, dass schnell und einfach auf Python gewechselt werden kann, eine textbasierte Programmiersprache, die unter anderem im Bildungskontext sehr beliebt ist.

R Neuron Screen mblock

Die dritte Variante ist die Neuron App, die unter iOS und Android läuft. Genutzt wird ebenfalls eine visuelle Programmiersprache, allerdings im Flow-Design, wie das zum Beispiel bei Robo Wunderkind der Fall ist. Die App ist ebenfalls einfach zu bedienen und die Programmierung als Ablauf von verschiedenen Ereignissen funktioniert gut.

Zudem zeigt die App an, welche elektronischen Bausteine miteinander in welcher Reihenfolge verbunden sind. Das ist sehr praktisch und definitiv einsteigerfreundlich. Ob das Flow-Design generell für Anfänger geeignet ist und ob es Vorteile gegenüber eher klassischeren Varianten wie Scratch hat, lässt sich schwer allgemeingültig beantworten.

R Neuron Screen Flow

Wir denken, dass alle Varianten ihre Berechtigung haben und dass es nur von Vorteil sein kann, wenn es verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl gibt. Zudem bieten alle genannten Programmierumgebungen Lernressourcen an, damit Anfänger, insbesondere bei den ersten Schritten, nicht allein gelassen werden.

In allen Varianten können die Neuron-Bausteine auf einfache Weise programmiert werden. Die Verbindung kann, je nach gekauftem Kit beziehungsweise vorhandenen Bausteinen (diese sind auch einzeln erhältlich), über WLAN oder Bluetooth erfolgen.

Letztere Verbindungsart hat bei mobilen Geräten, wie Tablet oder Smartphone, einen Vorteil, weil sie schnell und unkompliziert funktioniert. Bei Desktop-Geräten, die eher mit der mBlock 5 Software auf PC oder macOS zum Einsatz kommen, ist die WLAN-Option wahrscheinlich einfacher.

Für wen ist es geeignet?

Obwohl die elektronischen Bausteine einen filigraneren Eindruck machen als bei so manchem Robotik-Set, können auch schon jüngere Bastelbegeisterte loslegen. Die offizielle Altersangabe lautet ab 6+ Jahren, was wir nach unserem Test bestätigen können.

Die breite Auswahl an Programmiermöglichkeiten erlaubt es, eine passende Wahl zu treffen, so dass jeder Beginner etwas Passendes finden sollte. Zudem sorgen die vielen Einführungen in den verschiedenen Apps dafür, dass Anfänger schnell an Bord geholt werden, um loslegen zu können.

  • R Neuron Screen Einfuehrung 01
  • R Neuron Screen Einfuehrung 02
  • R Neuron Screen Einfuehrung 03

Der Makeblock Neuron zielt sowohl auf Privatpersonen als auch Bildungseinrichtungen ab. Als Privatperson sind die vielen Tutorials und Anleitungen hilfreich, weil so keiner auf sich gestellt ist. Im Schulkontext können die vielen Bausteine zu beachtlichen Konstruktionen zusammengesetzt werden, um Anwendungen im Bereich Internet of Things (IoT) zu realisieren.

Durch die vielen Apps zur Programmierung ist der Einsatz in heterogenen Umgebungen möglich, wenn viele verschiedene Ausgangsplattformen aufeinandertreffen.

Die diversen Neuron Kits sind, aufgrund von der abweichenden Ausstattung, unterschiedlich teuer. Zusätzlichen schwanken die Preise von Anbieter zu Anbieter teils stark. Darüber hinaus sind die Distributionswege unterschiedlich.

  • Das Neuron Artist Kit kann im Makeblock Shop für 149,99 Euro bestellt werden.
  • Das Explorer Kit ist anscheinend nur im Apple Shop verfügbar und wird mit circa 165 Euro beworben.
  • Das Inventor Kit ist ebenfalls im Makeblock Shop gelistet und circa 90 Euro teuer.
  • Für das Creative Lab Kit muss auf der Makeblock Website ein Kontaktformular ausgefüllt werden, um einen Preis anzufragen. Auf der deutschen Amazon-Website werden Preise um die 800 EUR ausgegeben. Ob das realistisch ist, lässt sich allerdings schwer herausfinden.

Die Preisfrage: Lohnt es sich?

Die Frage müsste beim Makeblock Neuron lautet: Für wen lohnt es sich? Die Kits sind sehr gut geeignet, um IoT-Anwendungen zu realisieren und um mit Hardware in einem anderen Kontext zu experimentieren. Damit ist gemeint, dass sich die Bausteine zum Beispiel so kombinieren lassen, dass ein Signal ertönt, wenn die Temperatur in einem Raum eine gewisse Grenze überschreitet oder das Licht eingeschaltet wird. So etwas ist mit regulären Robotik-Sets nicht machbar. IoT-Anwendungen sind mit einem Calliope mini zum Beispiel aber auch möglich.

Der Vorteil vom Neuron ist, dass die Bausteine einzeln verfügbar und damit modular sind. Und somit der Lerneffekt entsteht, dass die Elemente frei kombinierbar sind, was Teil des kreativen Prozesses ist. Denn einzeln betrachtet machen die Bausteine gar nichts. Die Kombination und anschließende Programmierung sind entscheidend.

Daher ist der Einsatz des Makeblock Neuron erst dann wirklich sinnvoll, wenn ein umfassenderes Konzept damit verfolgt wird. Einfach so zum Ausprobieren lohnen sich die Kits wahrscheinlich eher wenig, weil die Hardware dann nicht ausgereizt wird. Im Schulkontext, eingebettet in eine längerfristige AG oder in den Unterricht, lassen sich damit aber, insbesondere in verschiedenen Gruppen, spannende Ideen umsetzen.

JETZT TEILEN

Die beliebtesten Themen