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Was, bitteschön, ist ein Hashtag?

Instagram, Twitter und Facebook ohne Hashtags? Kaum noch denkbar. Aber was soll und kann diese Form der Verschlagwortung überhaupt? Eine Analyse.

Quatsch oder nicht?

Die digitale Welt steckt voller schräger Phänomene. Coding Kids erklärt, ob sie Humbug sind – oder ob sich jeder einmal damit beschäftigen sollte.

Das sind ... Hashtags

Das Wort Hashtag setzt sich aus „hash“ (Englisch für das Schriftzeichen Doppelkreuz „#“) und „tag“ (Englisch für Markierung) zusammen und ist eine Verschlagwortung von bestimmten Themen. Wenn ein Wort mit einem „#“ davor versehen wird, hilft das dabei, alle Inhalte, die so gekennzeichnet wurden, in sozialen Netzwerken zu finden. Dieses System wird in Kontaktnetzen wie Facebook und Instagram, bei Mikroblogging-Diensten wie Twitter und auf Unterhaltungsplattformen wie YouTube oder Pinterest verwendet, um den Nutzern die Suche nach dem, was sie interessiert, zu erleichtern.

Und wer hat’s erfunden? Chris Messina, ein Rechtsanwalt und Internetaktivist, der im August 2007 auf Twitter vorschlug: „Was haltet ihr von der Nutzung eines # für Gruppen?“ Offenbar fanden das ziemlich viele gut, denn ab dem 1. Juli 2009 verlinkte Twitter alle Hashtags, die bis dahin schon verwendet wurden. Und natürlich alle, die ab da dazukamen. Andere soziale Netze zogen nach, das Hashtag erfreute sich immer größerer Bekanntheit und 2014 wurde das Symbol # sogar zum Wort des Jahres in der Schweiz gekürt.

Übrigens: Wer Wörter taggen will, muss diese unmittelbar hinter das Rautezeichen schreiben. Außerdem dürfen keine Leer-, Sonder- und Satzzeichen im Hashtag verwendet werden.

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Ok, was sind Hashtags wirklich?

Besonders auf dem aktuell beliebtesten Netzwerk Instagram sind Hashtags häufig hohle Phrasen, die dazu benutzt werden, um für einen Post eine größere Reichweite und mehr Likes zu generieren. Sie werden von Influencern und solchen, die es gerne werden wollen, dazu verwendet, sich und ihr Leben in ein gutes Licht zu stellen. Denn heute ist die neue Währung die Anzahl der Menschen, die einem online folgen, die sogenannten Follower.

Am Beispiel der #s kann man sehen, wie eine sinnvolle Idee ins Absurde abdriftet: Da wird jedes Pärchenfoto mit digitalen Liebesschwüren wie #loveofmylife oder #myeverything versehen, jedes Käsebrot muss mit #foodporn oder #eatclean getaggt werden und die Zwei-Kilometer-Joggingrunde wird mit #fitspo oder #trainhard mit der Welt geteilt. Der Gehalt dahinter ist oft eher mau – es geht um die perfekte Inszenierung.

Was soll der Hype?

Geld regiert die Welt – auch die digitale. Heute setzen viele Firmen, statt auf Werbespots im TV oder Anzeigen in Zeitschriften lieber auf Influencer-Marketing: Sie schicken ihre Produkte an die neuen Internetstars – und die halten dann die Handtasche oder das Spülmittel gegen entsprechende Bezahlung in die Kamera. In der Hoffnung, dass deren Follower schnurstracks in den nächsten Laden rennen oder das Teil online bestellen. Und wie wird man Influencer und erreicht möglichst viele Leute? Richtig, durch den geschickten Einsatz von Hashtags.

Wie wird man Influencer und erreicht möglichst viele Leute? Richtig, durch den geschickten Einsatz von Hashtags.

Eine andere Marketing-Strategie: Immer mehr Marken verzichten darauf, für Kampagnen eine eigene Homepage zu veröffentlichen. Sondern ersetzen sie durch Hashtags. Der Vorteil: Die Kunden haben die Möglichkeit, sich an der Bekanntmachung des Produkts zu beteiligen. Und eine Hashtag-Kampagne ist sofort auf allen Kanälen zu sehen, ohne dass viel Geld für eine Lancierung ausgegeben werden muss. Besonders in den USA ist das schon sehr beliebt.

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Kennt Hashtags nächstes Jahr noch irgendwer?

Definitiv. In welchem Ausmaß Hashtags aber in Zukunft verwendet werden, hängt von geheimnisvollen Algorithmen ab, die von Instagram oder Facebook alle paar Monate geändert werden. Und über die niemand so richtig Bescheid weiß.

Vor kurzem setzte man in Sachen Hashtags auf Masse statt Klasse – bis zu 30 Hashtags sind auf Instagram erlaubt. Momentan erwartet man sich mehr Erfolg von weniger #s unter einem Post. Unzählige Artikel im Internet beschäftigen sich damit, was am schnellsten zum Erfolg führt. Es scheint aber einfacher, das Ungeheuer von Loch Ness zu finden, als die Wahrheit über die perfekte Anzahl und die besten Hashtag-Begriffe.

Also, Quatsch oder nicht?

Es ist zu bezweifeln, ob die Menschheit Hashtags wie #ootd (Outfit of the Day) zum Fortbestehen braucht. Um auf ein gesellschaftspolitisch wichtiges Thema aufmerksam zu machen, sind Hashtags aber ziemlich nützlich. Zu manchen Missständen und Ereignissen entsteht ein regelrechter Hashtag-Aktivismus. Bekannte Beispiele: #aufschrei oder #metoo, mit denen Opfer sexueller Belästigung dazu ermutigt werden sollen, ihr Schweigen zu brechen. Ob sich damit wirklich etwas verändern lässt? Wahrscheinlich nicht. Aber immerhin wird darüber geredet.

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