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FÜNF MINUTEN MIT … KATJA SEIDE

Fünf Minuten mit … Katja Seide

Wie digital lebt Bestseller-Autorin Katja Seide? Und wie stellt sie sich die Schule der Zukunft für ihre Kinder vor? Wir haben mit ihr über Homeschooling und lehrreiche Apps wie Dragonbox Algebra und Radfahrprüfung gesprochen.

Katja Seide ist Autorin und Sonderpädagogin. Sie lebt im nach eigenen Angaben, schönsten Stadtteil Berlins und hat drei Kinder im Alter von zehn, neun und sechs Jahren. Auf Kongressen spricht sie vorwiegend über Digitale Medien und Kinder, über die Autonomiephase, die Vorschulpubertät und wie sich Schule ändern müsste, um der heutigen Generation von Kindern gerechter zu werden. Bekannt ist sie vor allem als eine der Autorinnen des Erziehungsbestsellers „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“. Katja Seide hat für unser Gespräch fünf Minuten eingeplant – und hat sich dann tollerweise mehr Zeit genommen. Das digitale Familienleben bietet einfach so viele spannende Themen – und Fragen zu beantworten.

Sie bloggen, podcasten, twittern und sind Expertin für Digitales und Kinder. Wie wird der Medienkonsum zuhause gehandhabt? 

Meine Kinder können frei über ihr Smartphone und ihr Tablet verfügen, wir haben keine zeitlichen Beschränkungen eingeführt. Allerdings werden die digitalen Endgeräte beim gemeinsamen Abendbrot weggelegt, weil das Familienzeit ist. Haben die Kinder Freund:innen zu Besuch, dürfen sie ebenfalls nicht auf dem Tablet etc. spielen, weil ich erstens nicht weiß, wie die Regeln der anderen Eltern sind und zweitens, weil die Zeit besser mit Toben, Verstecken oder Rollenspielen genutzt werden sollte. Für uns Erwachsene gelten diese Regeln auch. Nur toben wir nicht mehr mit unseren Freund:innen, sondern sitzen dann zusammen, quatschen und trinken einen Kaffee.

Wie ist die Schule Ihrer Kinder digital aufgestellt?

Es gibt einen Programmierkurs, der freiwillig ist, ansonsten wird eigentlich gar nicht digital gelernt an der Schule.

Was lief gut beim Homeschooling? 

„Eine Lehrerin hat Experimente online gestellt, die wir dann zuhause als Familie ausprobiert haben und die dann in der nächsten Woche online per Videochat besprochen wurden.“

Eine Lehrerin hat von heute auf morgen ihren Deutschunterricht per Video weitergeführt, und das lief wunderbar. Auch der Schlagzeugunterricht lief einfach via Video weiter. Die anderen Lehrer:innen brauchten ein paar Wochen, um sich zu organisieren. Vor allem deshalb, weil sie selbst kleine Kinder zuhause hatten und diese betreuen mussten. Die Schule hat dann eine Online-Plattform genutzt, und einen virtuellen Stundenplan aufgestellt. Eine Lehrerin hat dort z.B. Experimente online gestellt, die wir dann zuhause als Familie ausprobiert haben und die dann in der nächsten Woche online per Videochat besprochen wurden.

Eine andere Lehrerin hat einen virtuellen Treffpunkt für die Kinder organisiert und dann per Videoschaltung mit den Kindern gemeinsam „Mörder in der Disko“ gespielt. Das ist ein Spiel, das sonst in den Pausen in der Schule viel gespielt wird. So kam ein Stück Normalität für die Kinder zurück in unser Leben. Virtuell zwar, aber immerhin.

Andere Lehrer:innen wollten nicht so gern Video-Unterricht machen, die haben dann nur Materialien online gestellt. Das war enttäuschend für meine Kinder. Das haben sie später ihren Lehrer:innen auch zurückgemeldet. Diese haben sich die Kritik zu Herzen genommen. Sollte es erneute Schulschließungen geben, haben sich diese Lehrer:innen versprochen, sich doch zu überwinden und den Unterricht per Video zu führen. Der Plan dafür ist im Kollegium schon festgelegt worden.

Was ist Ihr Wunsch für die digitale Zukunft Ihrer Kinder? 

Dass sie die Vorteile der digitalen Welt zu nutzen wissen, aber sich auch den möglichen negativen Auswirkungen oder Gefahren bewusst sind. Und wissen, wie sie mit diesen gut umgehen können.

Was wäre eine ideale digitalisierte Schulbildung? Welche Möglichkeiten wünschen Sie sich für Lehrer und Schüler? 

Computer und/oder Tablets und die Arbeit daran sollten einfach von Anfang an zum Unterricht dazugehören, ohne dass es etwas Besonderes darstellt. Die Schüler:innen sollten im Unterricht ihre eigenen digitalen Endgeräte zum Recherchieren nutzen dürfen. Wenn ich etwas nicht weiß, suche ich das als Erwachsene schließlich auch schnell auf dem Handy.

Andererseits müssen dann da auch die Persönlichkeitsrechte der Lehrer:innen geschützt werden – filmen und hochladen des Unterrichts auf irgendwelche Plattformen darf natürlich nicht passieren. Es ist schwierig, beides zu ermöglichen bzw. zu verhindern.

„Super wäre auch, wenn alle Kinder zumindest rudimentär programmieren könnten.“

Gleichzeitig sollten die Kinder kompetent eingeführt werden in die Neuen Medien. „Wie gehe ich mit Tastatur und Maus um?“ ist ja nur der Anfang. Es geht auch darum, wie man sicher im Internet surft, ohne zu viel von sich Preis zu geben. Oder an wen ich mich wende, wenn ich im Internet gemobbt werde, oder mir Penisbilder zugeschickt werden, die ich nicht wollte. Wie sieht der Zusammenhang zwischen konzentriertem Arbeiten und der Nutzung von meinem Smartphone aus? Was ist die DSGVO - darf ich ein Foto mit meiner einen Freundin einfach so an meine andere Freundin schicken? Was sind Abofallen bei Apps? Welche Mechanismen im Gehirn bedienen Lootboxen in meinem Lieblingsspiel? Sollte man Challenges bei TikTok mitmachen? Was sind Echokammern im Internet und wie kann ich mir eine ausgewogene Meinung bilden?

Super wäre auch, wenn alle Kinder zumindest rudimentär programmieren könnten. Oder sie lernen, auf der Tastatur mit 10 Fingern zu schreiben. Ich finde schon, dass dieses Thema viel mehr Raum in der Schule einnehmen sollte.

Welche digitalen Tools lassen Sie Ihre Kids gerne nutzen?

Ich finde vor allem das viel gescholtene Youtube sehr bereichernd. Welche Frage man auch immer hat – es gibt immer jemanden, der sie in einem Tutorial beantwortet. Man kann über Youtube backen, stricken, programmieren, Klavier spielen lernen. Oder herausfinden, wie man ein Fahrrad zusammenbaut. Oder einen Reifen flickt. Man findet Walkthroughs für das eine Videospiel, bei dem man nicht weiterkommt. Oder lustige Katzenvideos, die einem den Tag verschönern. Natürlich findet man auch viel Mist oder Grusel, aber da muss dann eben die Medienkompetenz greifen, die hoffentlich in der Schule und im Elternhaus vermittelt wurde.

„Natürlich findet man auch viel Mist oder Grusel, aber da muss dann eben dieMedienkompetenz greifen, die hoffentlich in der Schule und im Elternhaus vermittelt wurde.“

Ansonsten gibt es viele Apps, die empfehlenswert sind. Ich denke, nach Corona kennen alle Eltern die Anton App. Die finde ich gut und ansprechend. Meine Kinder mochten auch die Mathe Apps mit Conni, als sie noch im Kindergarten waren. Oder Fiete Maths. Schach und Matt von Tivola ist super. Slice Fractions von Ululab fand ich witzig. Oder Dragonbox Algebra, da habe selbst ich noch was gelernt. Im Moment nutzen wir Seterra viel, um die Bundesländer zu üben, und die App Radfahrprüfung um … naja…für die Radfahrprüfung zu lernen.

Lehrreiche Tools, die Familie Seide nutzt

Für Jung und Alt, lehrreich und witzig:

Wie bleiben Sie fit, um die sich rasant verändernden digitalen Möglichkeiten zu kennen und anwenden zu können?

So fit bin ich leider nicht, ich fürchte, meine Zehnjährige ist mir in Sachen Medienkompetenz schon voraus. Ich höre gern den Podcast „nur 30 min“ von Patricia Cammarata und Marcus Richter, die erklären die digitale Welt für Eltern so schön verständlich.

Ich schaue mir auf Youtube LetsPlays von Spielen an, die meine Kinder haben wollen und manchmal spiele ich dann auch mit ihnen gemeinsam. Ich informiere mich oft auch bei Schau hin!, die haben auch sehr gute Texte über die wichtigsten Themen, die Eltern im Hinblick auf digitale Medien beschäftigen.

Zur Person

Katja Seide ist Autorin und Sonderpädagogin. Sie lebt im, nach eigenen Angaben, schönsten Stadtteil Berlins und hat drei Kinder im Alter von zehn, neun und sechs Jahren.

Auf Kongressen spricht sie vorwiegend über Digitale Medien und Kinder, über die Autonomiephase, die Vorschulpubertät und wie sich Schule ändern müsste, um der heutigen Generation von Kindern gerechter zu werden. Bekannt ist sie vor allem als eine der Autorinnen des Erziehungsbestsellers „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“.

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